Risale-i Nur

Bediüzzaman Said Nursi gehörte zu den einflussreichsten Gelehrten des Osmanischen Reiches und der modernen Türkei. In seinem Gesamtwerk‚ Risale-i Nur’ beantwortet er existenzielle Fragen wie: Wer bin ich? Was ist mein Dasein? Woher komme ich und wohin gehe ich nach dem Tod? Warum wurden das Leben und all die Lebewesen erschaffen?

Was ist die Risale-i Nur (Lichtabhandlungen)?

Die Risale-i Nur-Sammlung ist ein sechstausendseitiger Kommentar zum Koran, der von Bediüzzaman Said Nursi in Übereinstimmung mit dem heutigen Verständnis verfasst wurde. Der Autor war stets fokussiert die Glaubenswahrheiten zu erörtern.

In seinem Korankommentar Risale-i Nur versucht Nursi die Authentizität der islamischen Glaubenssäulen zu beweisen[1] und bespricht die zeitgemäßen Einwendungen und Kritiken zu islamischen und glaubensspezifischen Themen[2].
Nursi sagt:

„Wir sind Leute der Gegenwart und Kandidaten der Zukunft. Die beweislose Darstellung und Beschönigung von Thesen stillt nicht unseren Verstand. Wir fordern Beweise.“[3]
Said Nursis Argumentationsstil in seinen Werken ist durch eine narrative und figurative Erzählung geprägt. Er verwendet des Öfteren rhetorische Mittel wie z.B. Metaphern, Allegorien, Parabeln, Vergleiche oder Erzählungen. Nursi erklärt dies wie folgt:

„Der Grund dafür, dass ich die Vergleiche und Beispiele in diesen Abhandlungen in Form von Erzählungen niedergeschrieben habe, ist der, damit einerseits einem besseren Verständnis zu dienen und andererseits aufzuzeigen, wie sehr die Wahrheiten des Islam der Logik des Verstandes entsprechen, einander ergänzen und stützen und wie wohl sie begründet sind. Der Sinn der Erzählungen ist die Wahrheit, die sich an ihrem Ende herausstellt. So dienen die Vergleiche lediglich als ein Hinweis auf diese Wahrheit. Sie sind keine bloßen Fantasiegeschichten, sondern tatsächliche Wahrheiten.“[4]

„Anhand eines konkreten Gleichnisses werden die Fäden einer allgemeinen Wahrheit aufgezeigt und das Urteil auf diese Wahrheit gestellt. Das Gesetz dieser Wahrheit wird anhand einer besonderen Situation aufgezeigt, damit diese große Wahrheit erkannt werden und einzelne Angelegenheiten auf sie zurückgeführt werden können.“[5]

Wer bin ich? Was ist mein Dasein? Woher komme ich und wohin gehe ich nach dem Tod? Warum wurden das Leben und all die Lebewesen erschaffen?

Neben diesen Fragen hinsichtlich des Daseins und der Erschaffung beantwortet die Risale-i Nur u.a. folgende existenzielle Fragen:

  • Zweifel und Verwirrung in den Herzen der Gläubigen,
  • Verlustängste,
  • Trennung, Schmerz, Leid
  • sowie Egoismus, Hedonismus.

 

Auch Themen wie Liebe, Brüderlichkeit, positives Handeln, Solidarität oder Gemeinschaftssinn werden in diesen Werken thematisiert.

Wie kann Gott überall zur gleichen Zeit sein? Wie kann Er gleichzeitig vieles auf einmal vollbringen? Wie lässt es sich erklären, dass neben all diesen Schönheiten im Kosmos gleichzeitig auch Übel, Leid und Ungerechtigkeiten herrschen? Fragen über Fragen.

Antworten zu diesen Fragen liefert die Risale-i Nur (Lichtabhandlungen) in ihrer ganz besonderen Art und Weise.

Bediüzzaman erblickte die Welt, als sich diese inmitten einer tiefgreifenden Krisen- und Konfliktsituation ihrer Geschichte befand. Bereits im Jugendalter suchte er ständig nach Lösungsansätzen hinsichtlich der Problematik seines Landes, der „islamisch geprägten Welt“ und der Menschheit, bis er schließlich erkannte, dass das eigentliche Problem in der elementaren Fragestellung des Glaubens lag. Von da an studierte er parallel zum Koran den Kosmos wie ein Buch und zeigte auch anderen, wie man darin liest. Er vermochte jede noch so komplexe und schwierige Frage, mit dem sich der Mensch und sein Verstand verzweifelt befasste, nach und nach zu beantworten und gab letztendlich dieses Wissen den Lesern seiner Werke weiter.

An einem Frühlingstag, in dem Verbannungsort Barla, wo der Frühling sich von seiner schönsten Seite zeigt, begann die Entstehungsgeschichte der Risale-i Nur.

Mit der Geburtsstunde dieser Abhandlungen versammelten sich um ihr immer mehr Menschen, die diese Schriften schätzten. Menschen, deren Glaube angesichts des Materialismus und Naturalismus zerrüttet wurde, fanden darin Stärkung.

Ein Werk, das seinen Lesern eines verspricht: Die Glückseligkeit auf beiden Welten; im Diesseits und im Jenseits.

Redaktionsteam

[1] Glaube an die Einheit und Einzigkeit Gottes, an Seine Propheten, an Seine Engel, an Seine Offenbarungen, an das Jenseits und an die Vorherbestimmung.
[2] Vgl. Akgündüz: Arşiv Belgeleri ışığında Bediüzzaman (2013), S. 295.
[3] (Biz ehl-i haliz, namzed-i istikbaliz. Tasvir ve tezyin-i müddeâ, zihnimizi işbâ‘ etmiyor. Burhan isteriz) (Übers. d. Verf.) In: Nursi: Muhâkemat (2006), S. 47.
[4] Nursi: Worte (o. J.), S. 84. (Übersetzer: Davut Korkmaz).
[5] Ebenda, S. 1108.

Die Geburts- und Veröffentlichungsjahre der Risale-i Nur

Barla, die Geburtsstätte der Risale-i Nur (1926 – 1934)

Die Zeit, in der diese Werke geschrieben wurden, war eine Zeit, in der der Glaube komplett aus dem gesellschaftlichen Leben verbannt werden sollte. Die unter solchen Umständen verfassten Abhandlungen wurden heimlich von den Schülern der Risale-i Nur durch Abschreiben vervielfältigt und wiederum von Hand zu Hand weitergegeben. Die in Häusern heimlich geschriebenen Abhandlungen gelangten durch so genannte „Boten des Lichts” in die entferntesten Winkel des Landes. So wurde der einsame und völlig entlegene Ort Barla, zum Zentrum eines Glaubensdienstes, das seine Tore in die Weiten des Landes öffnete.

Drei Viertel des Gesamtwerks wurde hier abgefasst. Hier, unter einer Handvoll Helden, die Nursi „die Treuen von Barla” nannte, habe er „die glücklichsten Tage seines Lebens” verbracht, obwohl jeder dieser Tage mit Leid und Sorgen verbunden war. Doch auf diesem mühseligen Pfad wurde der Weg für die Glaubenswahrheiten geebnet, welches Millionen das Tor zum ewigen Glück öffnete.

Die Tage in Isparta (1935)

Nach seinem Aufenthalt in Barla bis 1934,, verbannte man Bediüzzaman Said Nursi nach Isparta. Auch hier stand er unter strenger Überwachung. Nichtsdestotrotz wurden die Werke weiterhin heimlich abgefasst, kopiert, abgeschrieben und unauffällig weitergegeben. Die Abhandlungen über die Wahrhaftigkeit, Heilmittel für Kranke, Tröstungen, für Alte, Abhandlung über die Genügsamkeit, sowie die Abhandlung über die Bedeckung der Frau im Islam wurden hier abgefasst.

Gefängnis in Eskisehir (1935 – 1936)

Die Schüler der Risale-i Nur wurden erstmals während des Aufenthalts Nursis in Isparta festgenommen. Jeder, der ihm einen Besuch abstattete und einen Kontakt zu ihm pflegte, wurde ausnahmslos verhaftet. Auch aus den benachbarten Provinzen wurden einige festgenommen. Bediüzzaman wurde zusammen mit 120 seiner Schüler in das Gefängnis von Eskisehir geschickt. Während ihren Verhaftungen – man holte sie aus ihrem Zuhause oder Arbeitsplatz – dachten alle: „die kommen nie wieder zurück” und im Gefängnis von Eskisehir kursierte die Nachricht von „Jenen, welche die Todesstrafe erwarten”. Unter der Androhung der Hinrichtung wurden Verhandlungen geführt und schließlich wurde Nursi zu 11 Monaten, 15 seiner Schüler zu je 6 Monaten Haft verurteilt, der Rest wurde freigelassen. „Der Zweite Lichtstrahl” sowie „der Dreißigste Lichtblitz” aus dem Gesamtwerk Risale-i Nur wurden hier während des Gefängnisaufenthaltes abgefasst. Indessen ging das Abschreiben und Verteilen der Schriften auch außerhalb des Gefängnisses unaufhaltsam weiter. Tag und Nacht wurde unermüdlich geschrieben, um die Geistesnahrung allen „Bedürftigen” zukommen zu lassen.

Die Jahre in Kastamonu (1936 – 1943) / Jahre im Exil

Gleich nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in Eskisehir wurde Nursi ins innere Exil nach Kastamonu geschickt. Hier wurde er gezwungen, zuerst im Gebäude des Polizeireviers und anschließend in einer direkt diesem gegenüber liegenden Wohnung zu verweilen. Hier stand er ständig unter strenger Überwachung und auch diejenigen, die den Kontakt zu ihm suchten, sollten durch Androhungen und Folter eingeschüchtert werden. Und dennoch verbreitete sich die Risale-i Nur in Anatolien zügig weiter. Hier wurden die Abhandlungen „Das Höchste Zeichen” und „Münacat” (Bittgebet) verfasst. In dieser Zeit wurde die Risale-i Nur durch einen Hektographen, das Nursi einen „Schreiberling mit 1000 Schreibfedern” nannte, tausendfach reproduziert.

Das Gefängnis in Denizli / Der Freispruch Nursis und seiner Schüler

Auch seinem Aufenthalt in Kastamonu setzte man mit seiner Verhaftung ein Ende. 1943, im Monat Ramadan, wurde Nursi zusammen mit 126 Schülern, die man aus verschiedenen Provinzen zusammenführte, in die Heuwagen eines Zuges gesteckt und nach Denizli deportiert. 73 von ihnen wurden verhaftet und zusammen mit Nursi ins Gefängnis von Denizli gebracht.

Das Gefängnis in Denizli wurde für die Schüler der Risale-i Nur eine Schule und zugleich die Basis für ihr weiteres Engagement hinsichtlich der Verbreitung dieser Werke. Während die Verhandlungen Monate andauerten kursierten zwischen den Gefängniszellen viele Lichtabhandlungen und Briefe in Streichholzschachteln umher und gelangten von dort aus in das ganze Land. Die Gerichtsverhandlung ging mit einem einstimmigen Freispruch zu Ende und die damals fast „Hingerichteten”, die man zuvor von ihren Häusern abführte, kehrten nun als Helden eines wahren Epos zurück. Sie widmeten sich wieder dem Dienst am Glauben. Die darauffolgenden Jahre waren gekennzeichnet durch ein Leben im inneren Exil und Unterdrückung. Dann folgte ein Gefängnisaufenthalt in Afyon, dass jedoch die zuvor durchgemachte Haft in den Schatten stellte. Jedes Gefängnis- und jedes Exilleben war der Beginn von neuen Werken mit neuen Helden. Weitere Unterdrückungen und Verfolgungen folgten, bis Nursi sich schließlich im Monat Ramadan 1960 von diesem Leben verabschiedete und sein „Opus magnum”, die Risale-i Nur hinterließ.

Ein meisterhaftes Lebenswerk, das Millionen von Menschen faszinierte und in seinen Bann zog. Menschen, die sich mit Leib und Seele diesem widmeten und sich zu einer ganz besonderen Gesellschaft formten.

Zwei Formen der Exegese

„Die Risale-i Nur ist ein auf die islamischen Glaubensgrundlagen basierender Kommentar des Allweisen Koran, welche die islamischen Glaubensgrundlagen mit starken Argumenten entsprechend der Fragen und Bedürfnisse der Zeit erläutert und beantwortet. Die einzelnen Verse werden nicht – wie in den klassischen Exegesewerken bekannt- systematisch der Reihe nach kommentiert. Vielmehr sind es ausgewählte Verse, welche die Glaubenswahrheiten erklären und verdeutlichen.

Es gibt zwei Formen der Exegese:

Die eine kommentiert den Syntax und einzelne Begriffe, die andere erläutert und beweist die Bedeutung und die Wahrheiten der Verse. Die Risale-i Nur ist unter den Exegesewerken der zweiten Form, die stärkste, wertvollste, glänzendste und vollkommenste Exegese. Dafür gibt es unter tausenden Forschern und Experten solide und handfeste Zeugnisse und Beweise.“

Quelle: Aus der Biografie (Tarihce-i Hayat) Said Nursis

Ein Auszug aus der Risale-i Nur

Das große Zeichen: Siebenter Strahl

Einführung

»Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. Ich habe Dschinnen und Menschen allein dazu erschaffen, dass sie mich anbeten.« (Sure 51, 56)

Das Geheimnis dieser gewaltigen Ayah besteht in der Weisheit, die den Menschen in diese Welt gesandt hat, mit dem Ziel, den Schöpfer des Alls kennenzulernen, an Ihn zu glauben, Ihn anzubeten und Ihm zu dienen. Und es ist des Menschen naturgegebene Aufgabe und seine eingeschriebene Verpflichtung, Gott zu kennen und an Ihn zu glauben. Und mit Hingabe all seiner geistigen Kräfte und Fähigkeiten Seine Existenz und Seine Einheit zu bestätigen.

In der Tat haben alle Güter und alle Fähigkeiten für den Menschen, der sich von Natur aus stets nach einem ewigen Leben sehnt und danach, endlos lang weiterzuleben, für diesen armseligen Menschen, dessen grenzenloses Hoffen mit unendlichen Schmerzen verbunden ist, hat alles, ausgenommen die Erkenntnis Gottes und der Glaube an Ihn, was sicherlich die Grundnotwendigkeiten eines ewigen Lebens sind und der Schlüssel dazu, nur einen untergeordneten Wert. Ja, meistens hat es überhaupt keinen Wert…

In der Risale-i Nur wurde diese Tatsache bereits mit starken Argumenten bewiesen. Deshalb können wir uns hier darauf beschränken, auf diese Wahrheit in der Risale-i Nur hinzuweisen. Hier wollen wir nur vier Probleme aufwerfen, in denen zwei Abgründe enthalten sind, die in unserer Zeit die Glaubensgewissheit erschüttern und in Zweifel ziehen.
[…]

Das große Zeichen

Betrachtung eines Reisenden, der das All nach seinem Schöpfer befragt

»Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. Es lobpreisen Ihn die sieben Himmel und die Erde und was darinnen ist und es gibt kein Ding, das nicht Seinen Lobpreis besingt. Doch ihr versteht ihren Lobpreis nicht. Siehe, Er ist milde (Halim) und Er vergibt (Ghafur)!« (Sure 17, 44)

(Diese zweite Abhandlung (makam) ist eine Auslegung (Tafsir) dieser gewaltigen Ayah und ist zugleich eine Erläuterung der Beweise und Zeugnisse aus der arabisch verfassten ersten Abhandlung, deren Übersetzung und kurze Erklärung.)

Das schöne Antlitz des Himmels

In dieser gewaltigen Ayah werden, wie in vielen Ayat (Qur’anversen), zuerst die Himmel erwähnt, jene glänzendste Seite der Einheit (Tauhid), die jederzeit und von jedermann mit großer Bewunderung betrachtet und mit viel Freude studiert wird. Dementsprechend wollen auch wir gleich zu Anfang mit ihnen beginnen. Tatsächlich sieht jeder Gast, der in das Königreich, das Gasthaus kommt, das diese Welt ist, wenn er seine Augen öffnet, dass sich ihm als erstes das schöne Antlitz des Himmels zeigt, wie es mit goldener Leuchtschrift gezeichnet ist und er wird überaus neugierig, den Herrn dieses schönen Gasthauses, den Verfasser dieses großen Buches, den König dieses großartigen Reiches kennen zu lernen, jener Herberge, in der man so ganz besonders freigiebig ist, dieser Ausstellung, in der man so ungewöhnliche Kunstwerke zeigt, jenes Heerlager, wo man solche Pracht entfaltet, dieses Ausflugsortes und Freilichttheaters, das ein solches Erstaunen erregt und eine solche Begeisterung hervorruft und jener bedeutungsvollen Bibliothek, die so viel Weisheit in sich gesammelt hat. (Dieser Himmel sagt zu ihm:) »Schau mich an! Ich werde dir den weisen, den du suchst.« So blickt er ihn an und sieht:

Da sind Hunderttausende von Himmelskörpern, einige tausendmal größer als die Erde, einige siebzigmal schneller als eine Kanonenkugel. Sie sind nicht an Masten befestigt und fallen dennoch nicht herunter. Sie durcheilen miteinander den Himmelsraum, über alle Maßen schnell, doch ohne aneinander zu stoßen. Zahllose Lampen brennen beständig, ohne Öl, und erlöschen dennoch nicht. Ihre riesigen Massen werden verwaltet, ohne irgendwelche Unruhe zu verbreiten oder einen Aufstand zu verursachen. Gleich wie die Sonne und der Mond ihre Aufgaben erfüllen, arbeiten diese so großen Gestirne (makhluqat) und erfüllen ihre Aufgaben. Gottes Herrschaft lenkt alle diese Milliarden von Lichtjahren voneinander entfernten Gestirne zu gleicher Zeit, mit der gleichen Kraftanstrengung, in der gleichen Art und Weise. Seine Leitung trägt überall den gleichen Stempel, wirkt überall fehlerfrei und in der gleichen Form. Diese so großen und gefährlichen Kräfte der Natur und im All werden Gesetzen unterworfen, die sie nicht zu überschreiten vermögen. Gleich wie die Trümmer in diesem grenzenlosen Gedränge keine Möglichkeit erhalten, das Angesicht des Himmels zu verunreinigen, so wird es auch von jeglichem Unrat auf das Schönste gesäubert. Alle Gestirne müssen ihre Bewegungen wie ein diszipliniertes Heer im Manöver durchführen. Während die Erde kreist und sich dreht, wird allen Geschöpfen, gleich wie einem Publikum vor einer Kinoleinwand, dieses majestätische Manöver ihrer tatsächlichen und ihrer scheinbaren Bewegungen im Wechsel der Nächte und im Verlaufe der Jahre in immer neuen Formen dargeboten. In den Taten dieser göttlichen Herrschaft können wir eine Wahrheit erblicken, die in Unterordnung, Verwaltung, einem beständigen Kreislauf, Disziplin, Reinerhaltung und der Erfüllung von Aufgaben zum Ausdruck kommt. Diese Tatsache in ihrer allumfassenden gewaltigen Majestät und Größe ist ein offensichtliches Zeugnis dafür, dass es notwendigerweise einen Schöpfer der Himmel geben muss, ein Zeugnis für Seine Einheit und auch dafür, dass Sein Dasein noch offensichtlicher ist, als das Dasein des Himmels. In diesem Sinne wurde auf der Ersten Stufe der Ersten Abhandlung (makam) Folgendes gesagt:

»Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der da notwendigerweise sein muss. Die Notwendigkeit Seiner Existenz in Seiner Allgegenwart beweisen die Himmel mit allem, was darinnen ist, durch das gewaltige und alles umfassende, wahre Zeugnis der umfassenden und vollkommenen Unterordnung, der Verwaltung, des beständigen Kreislaufs, der Disziplin, der Reinerhaltung und der Erfüllung seiner Aufträge, so wie wir es bezeugen.«

Die Sphäre des Himmels

Nach all dem ruft der Weltraum, den man die Sphäre des Himmels nennt und welcher dieser einzigartige Ort der Wiederversammlung ist, dem Reisenden und Gast, der in diese Welt gekommen ist, mit Donnerstimme zu: »Schau mich an! Du kannst durch mich den erkennen und finden, nach dem du so eifrig suchst und der dich hierher gesandt hat.« Der Gast betrachtet sein trübes, wolkenverhangenes, doch barmherziges Gesicht und lauscht seiner Furcht erregenden, doch eine gute Botschaft verkündenden Donnerstimme, und er sieht:

Die Wolken, die zwischen Himmel und Erde schweben, bewässern den Garten der Erde mit großer Weisheit und Barmherzigkeit, bringen den Bewohnern der Erde das Leben spendende Wasser, mildern die Hitze (d.h. die Heftigkeit des lebensspendenden Feuers), und eilen, überall dort Hilfe zu bringen, wo Not ist. Und nachdem sie noch viele andere ähnliche Aufgaben gleich diesen Aufgaben erfüllt haben, versteckt sich plötzlich dieses ganze riesige Gewölk, das den Himmel bedeckt hatte, so wie sich ein wohlgeordnetes Heer den raschen Befehlen folgend bald zeigt und bald wieder verbirgt, zieht alle seine Teile zu einer Ruhepause zurück, und es ist keine Spur mehr von ihm zu sehen. Dann aber versammeln sie sich, sobald sie den
Befehl: »Zum Regen auf die Plätze!« erhalten haben, innerhalb einer Stunde, ja, sogar einigen Minuten, bedecken den Himmel und gehen in Bereitschaft, so als ob sie den Befehl eines Kommandanten erwarteten.
[…]

Said Nursi

[Quelle: Strahlen. Kommentare zum Qur’an. Übersetzer: Davut Korkmaz]

Erstes Wort

Frage: Wir bezahlen den Menschen, die uns ihre Waren anbieten, einen Preis. Doch welchen Preis verlangt Allah von uns, der doch der wahre Eigentümer der Ware ist?

Antwort: Es sind dies in der Tat drei Dinge, die der wahre Geber aller guten Gaben im Austausch für alle die kostbaren Gnadengaben und Güter als Preis von uns fordert. Erstens: Dhikr (Gottesgedenken), zweitens: Shukr (Danksagung),ndrittens: Fikr (Nachsinnen).

Am Anfang steht das Gottesgedenken (dhikr) im »Bismillah«. Am Ende steht die Danksagung (shukr) im »Elhamdulillah«. Zwischen den beiden stehen Nachdenken und Begreifen, dass diese kostbaren Gnadengaben, die wunderbare Kunstwerke sind, Geschenke des Erbarmens, und Wunderwerke der Macht des Einen (Ahad) und Einzigartigen (Samed 1) sind, bedeutet Nachsinnen (fikr).

[1] Er, der nichts und niemanden braucht und dessen alle und jedes
bedarf. (A.d.Ü.)

Jedoch einem Habenichts die Füße zu küssen, wenn er dir ein kostbares Geschenk eines Königs überbringt und dabei den Eigentümer des Geschenkes nicht zur Kenntnis zu nehmen, was für eine Dummheit wäre das! Genauso wäre es, die äußerlich sichtbaren Spender zu loben und zu lieben, den wahren Geber aber zu vergessen, noch tausendmal törichter als dies.

Oh du meine Seele! Wenn du nicht so töricht sein willst, dann gib im Namen Allahs, nimm im Namen Allahs. Im Namen Allahs fange an. Im Namen Allahs führe zu Ende. Und somit ist Frieden (Selam2).

[2] Gruß und Wunsch beim Abschied. (A.d.Ü.)
[Quelle: Worte. Kommentare zum Qur’an. Übersetzer: Davut Korkmaz]